Vorläufiger Tätigkeitsbericht 2021
1. Einleitung
Im Jahr 2021 lag der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Tätigkeiten des Hamburger Umweltinstituts e.V. in der wissenschaftlichen Begleitung von Umwelt- und Betroffenen-Initiativen sowie in der Unterstützung wissenschaftlicher Forschungsarbeiten und insbesondere in der wissenschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit rund um die COVID19-Pandemie. Themen waren u.a. gesundheitliche Einschätzungen und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Anwendung von Desinfektionsmitteln und Mund- und Nasenschutz sowie Gesundheitsbelastungen durch Feinstaub und Pestizide, Recherchen und Präsentationen von Technologien zur Verringerung der Feinstaubbelastung, Unterstützung studentischer wissenschaftlicher Projekte und Forschungsarbeit sowie deren öffentlicher Präsenz im Museum Zukunft. Die Wahrnehmung der Öffentlichkeit hinsichtlich der Schadstoffemissionen aus Alltags-Produkten sowie in der Umwelt verbleibender problematischer Abfälle blieb im zweiten Jahr der Corona-Pandemie erneut auf hohem Niveau.
Das Hamburger Umweltinstitut beantwortete auch im Jahr 2021 viele Anfragen von Betroffenen in den Bereichen Umwelt, Gesundheit und Soziales sowie Fragen der Presse. Die Anfragen richteten sich auf Projekte, wie z.B.:
– Vorkommen und Belastungen durch Feinstaub und Nanopartikel in Innenräumen und Luft
– Schadstoffgehalt in Alltagsprodukten (v.a. Masken, Mund- Nasenschutz, Einmalhandschuhe,
Desinfektionsmittel, Haushaltsgegenstände, Textilien, Importprodukte)
– Positivbeispiele für Mund- und Nasenschutz/Masken
– Positivbeispiele für Holzprodukte
– Gesunde und umweltverträgliche Gebäude.
Die im Verein Aktiven sowie Fachleute beantworteten schriftliche und telefonische Anfragen zu Umweltproblemen und deren möglichen gesundheitlichen Auswirkungen. Für detaillierte toxikologische Bewertungen von einzelnen Substanzen kooperiert das Hamburger Umweltinstitut e.V. mit verschiedenen Organisationen, die zum jeweiligen Thema aktiv sind. Hier sind vor allem zu nennen: Das Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. Hamburg und Greenpeace Hamburg. Nachfolgend werden die wissenschaftlichen Aktivitäten dargestellt. Zu finden sind unsere Aktivitäten auch unter den Projektinformationen, Eigendokumentationen und auf der Webseite.
2. Aktive
Die Tätigkeiten des Hamburger Umweltinstituts wurden durch den persönlichen Einsatz und die aktive ehrenamtliche Mitarbeit der Vorstands- und Vereinsmitglieder, insbesondere Michael Braungarts sowie anderer Wissenschaftler und Fachleute, getragen.
Darüber hinaus waren u.a. folgende Personen für das Hamburger Umweltinstitut tätig: Patrick Meiß ist für die Koordination der Projekte, Anfragen, organisatorischen Angelegenheiten und für die zentrale Korrespondenz und Buchhaltung des HUI verantwortlich. Jonathan Szabo bearbeitete und evaluierte wissenschaftlich die eingereichten Projekte bei der C2C Library. Andreas Hußendörfer unterstützte die Koordination und die organisatorische Arbeit rund um das Museum Zukunft in Lüneburg.
3. Projektberichte
3.1 Tonerstaubemissionen aus Laserdruckern (HUI Tonerstaub-Projekt)
Das Hamburger Umweltinstitut setzt seine wissenschaftliche Unterstützung von durch Toner geschädigten Personen auch im Jahr 2021 fort und suchte nach Alternativen und Antworten. Im Rahmen von Anfragen sowie auf Veranstaltungen hat der Vorsitzende Michael Braungart das Hamburger Umweltinstitut zum Thema vertreten. (http://www.nano-control.de/).
Das HUI unterstützt die Aktivitäten von nano-control (ehemals Interessengemeinschaft der Tonergeschädigten (ITG) e.V.) seit 1999. Das HUI ist Partner im Rahmen des Projektes „sicher drucken“. Die Partnerschaft wurde auf der HUI-Mitgliederversammlung 2010 beschlossen. Im Verlauf des Jahres wandten sich durch Toner geschädigte Personen auch direkt an dem Hamburger Umweltinstitut. Gemeinsam plante und koordinierte das HUI mit den Betroffenen die analytische Untersuchung und fertigte Kurzberichte zur Bewertung der Ergebnisse an.
3.2 Biomasse-Projekt
Es besteht nach wie vor ein großer Bedarf an Öffentlichkeitsarbeit für die bionährstoffhaltigen Recyclinginitiative in Haiti und Brasilien, um ihre Erfolge und Herausforderungen zu beschreiben und deren Expansion zu fördern. Davon profitieren Tausende von Menschen in Haiti und obwohl wir in diesem Jahr keine aktiven Kontakte zum Biomasseprojekt hatten, halten wir dennoch Kontakt zu dem Umsetzer des Projekts. Er ist weiterhin an Gemeindeprojekten beteiligt, auch auf der
Seite der Hygiene und Nährstoffrückgewinnung.
Das Hamburger Umweltinstitut erhält zudem gelegentlich Anfragen zu dem Projekt.
Perspektivisch ist es sinnvoll, die in Brasilien und anderen Ländern erfolgreich geleistete Arbeit weiter zu fördern.
3.3 Wiss. Aufklärung der Öffentlichkeit - C2C Library
„Bei der „C2C Library“ handelt es sich um eine Plattform, die über nachhaltige Gebäude bzw. Gebäude mit Cradle to Cradle zertifizierte Produkte sowie Elemente „kommuniziert“. Es werden vor allem die Ansätze gefördert, die für Nutzer sowie für die Umwelt förderlich sind. Die wissenschaftliche Aufklärungsarbeit des HUIs besteht darin zu prüfen, ob diese Elemente, die in der Planungsphase des Gebäudes beschrieben worden sind, auch tatsächlich eingebaut worden sind. Das HUI hat die Aufgabe
die Öffentlichkeit über das Projekt aufzuklären. Die Öffentlichkeit soll durch wissenschaftliche Beiträge als Präsentation, über Artikel auf der HUI Internetseite sowie mittels Pressearbeit (Interviews, etc.,) über die Folgen von problematischen Bau-Materialien und deren Einfluss auf Innenraumluft sowie auf die Gesundheit des Menschen aufgeklärt werden. Die C2C Library liefert dazu die positiven und umgesetzten Beispiele.“
Seit die C2C-Library inhaltlich und organisatorisch im Jahr 2020 reaktiviert wurde, sind in diesem Jahr vermehrt Bewerbungen von Bauprojekten eingegangen, welche mittels der Kriterien für Cradle to Cradle im Baubereich evaluiert wurden. Vier der eingereichten Bauprojekte haben die erste Prüfphase erfolgreich durchlaufen. Für eines der Projekte, welches in Frankreich fertig gestellt wurde, konnte bereits das Audit vor Ort vorgenommen werden, so dass der erfolgreiche Abschluss dieses Prüfprozesses voraussichtlich bald erfolgen kann (Veröffentlichung, Award-Verleihung). Das Audit wurde vor Ort von Jonathan Szabo durchgeführt und die entsprechenden Bauelemente wurden von ihm wissenschaftlich überprüft.
Zudem wurde die Webseite sukzessive überarbeitet und aktualisiert (https://c2c-buildings.net), dieser Prozess ist weiterhin im Gange.
3.4 Museum Zukunft, Lüneburg
Das Museum Zukunft (in Lüneburg) ist ein Treffpunkt, an dem sich Studierende und Wissenschaftler*innen, Politiker*innen, Mitglieder von Verbänden, Vereinen, Initiativen sowie Nachbarn und Interessierte der Region Lüneburg begegnen, um hier ein Forschungs- und Entwicklungslabor für innovative Technologien für eine zukunftsfähige, langfristige Nutzung aufzubauen. Seit Mai 2019 steht das Museum der Zukunft unter der Trägerschaft des HUI. Das Museum Zukunft setzt sich im Raum Lüneburg für eine nachhaltigkeitsorientierte Ausrichtung nach Cradle to Cradle ein.
Auch in diesem Jahr konnten Projekte im Museum Zukunft realisiert werden (gemäß den Einschränkungen zur Pandemiebekämpfung musste der öffentliche Betrieb im Lauf des Jahres heruntergefahren werden):
Garten (ganzjährig)
Das Gartenkonzept des Museums sieht eine urbane Nutzgartenfläche vor, die in Form von Hochbeeten realisiert wurde. In Zusammenarbeit mit der Cradle to Cradle-Regionalgruppe Lüneburg und eigenen Kräften wurde so Gemüse (Tomaten, Gurken, Kürbisse, Bohnen, Chilis und Zucchini) erfolgreich angepflanzt und geerntet. Das Projekt soll im nächsten Jahr optimiert fortgeführt werden. Zukünftig sollen Anwohner, Schulklassen und weitere Interessierte in das Projekt eingebunden werden. Zusätzlich besteht seit diesem Jahr ein Pachtvertrag mit einem örtlichen Kleingartenverein, bei dem ein etwa 2.000 m² großes Grundstück gepachtet wurde. Dieses Grundstück soll in Zusammenarbeit mit dem Kleingartenverein und einer Seminargruppe aufbereitet und erschlossen werden, um dort im kleingärtnerlichen Rahmen landwirtschaftliche Methoden und Wissen der Zukunft zu erproben.
Veranstaltungen
Aus den Lüneburger Pilztagen hervorgegangen, stellt das Projekt Pilzliebe. der beiden Studentinnen Johanna und Caroline einen bemerkenswerten Upcycling-Ansatz dar. Auf Kaffeesatz aus den umliegenden Cafébetrieben züchten die beiden Edelpilze wie Rosensaitlinge und Austernpilze. Das Museum Zukunft unterstützt diese Arbeit mit der Bereitstellung von Räumlichkeiten und medienwirksamen Beiträgen. Das Projekt wird mittlerweile von einer neuen Studierendengruppe fortgeführt, da die
beiden ursprünglichen Initiatorinnen ihr Studium in Lüneburg abgeschlossen haben. Unter einem neuen Arbeitstitel („FunghiFlow“) wird das Konzept fortgeführt und erweitert. So ist ein neuer Ansatz die Zucht von Honigköpfchen auf alten Weihnachtstannen zur Winterzeit.
Landwirtschaft der Zukunft (fortlaufend)
Hervorgegangen aus der Lesung im Januar zum Thema „Rettet den Boden!“ ist eine Kooperation mit Landwirten aus der Region, die nicht mehr im konventionellen Stil Landwirtschaft betreiben wollen. Zusammen mit Studierenden von Prof. Braungart wird im Seminar „Ein neues Bio“ an Möglichkeiten gearbeitet, die Landwirtschaft zukunftsfähig umzustellen. Zusätzlich wurden Gespräche mit LandwirtInnen aus dem Wendland geführt, welche grundsätzlich an einer Zusammenarbeit interessiert
sind. Daraus entstehen soll ein Seminarprojekt, das mit dem Thema Landwirtschaft der Zukunft und Ernährungsformen der Zukunft einen wichtigen Forschungsbereich abdeckt. Die Vorlesungsreihe bzw. das Seminar ist für das Wintersemester 2022 / 2023 geplant.
Arbeiten am Museumsgebäude
Das erste Obergeschoss befindet sich in der Renovierungsphase. Die Raumnutzung sieht eine Mischnutzung mit Küche, Bad und Aufenthaltsräumen für Gäste vor. Die Planung und Umsetzung schreitet, zusammen mit dem zuständigen Architekten Stephan Seeger, unter Leitung von Gerhard Cassens und Andreas Hußendörfer voran, so dass mit einer Inbetriebnahme des Obergeschosses im Frühjahr nächsten Jahres zu rechnen ist.
Bezüglich der Heizung war die Akquise von Avacon Natur als Partner für eine Wasserstoffbrennstoffzellen-Heizung erfolgreich. Der Einbau wird voraussichtlich ebenfalls im Frühjahr 2022 erfolgen. Avacon Natur soll als Eigentümer der Therme verbleiben und diese gegen eine monatliche, und noch zu bestimmende, Pacht an das Museum Zukunft abtreten. Für die Nutzung der Sommerlast sind verschiedene Alternativen denkbar. Über eine Salzspeicherlösung wird ebenso nachgedacht wie über Wärmenutzung mittels einer Algenfarm. Auch Mischnutzungen sind vorstellbar.
3.5 Schadstoffuntersuchungen
Das Hamburger Umweltinstitut hat medizinische OP-Masken sowie FFP2-Masken auf etwaige Schadstoffe untersuchen lassen. Das Ziel ist es, Schadstoffe in Alltagsgegenständen wie bspw. Mund- und Nasenschutzmasken zu identifizieren und zu quantifizieren, um dies den Verantwortlichen und der Öffentlichkeit transparent zu machen.
4. Öffentlichkeitsarbeit
Vertreterinnen und Vertreter des Hamburger Umweltinstituts e.V. nahmen an Veranstaltungen teil, teils als aktive Teilnehmer (Vortragende), teils um Kontakte für das Hamburger Umweltinstitut zu knüpfen und um die Stimmungsbilder im Bereich Ökologie und Gesundheit aufzufangen. Diese sind in der Regel von Interesse für die weitere wissenschaftliche Bearbeitung umweltrelevanter Themen.
4.1 Sendungen, Berichte, Veröffentlichungen, Konferenzen, Vorträge
Im Folgenden werden die relevanten Veranstaltungen und Beiträge vorgestellt.
4.1.1 Veröffentlichungen
2021: Diverse wissenschaftliche Beiträge, vor allem zu den Themen Mund- und Nasenschutz (Interviews mit Michael Braungart) sowie zur Veröffentlichung von „Ein Neues Bio“ (bspw. im Magazin Forum Nachhaltig Wirtschaften, 02/2021: Ein neues Bio für die Landwirtschaft).
03.02.2021: Pressemitteilung & Pressekonferenz: Hamburger Umweltinstitut stellt gesunden, biologisch abbaubaren Mund- und Nasenschutz vor (http://hamburgerumweltinst.org/)
17.02.2021: Pressemitteilung & Pressekonferenz: Hamburger Umweltinstitut fordert Ein Neues Bio (http://hamburger-umweltinst.org/)
28.04.2021: Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau: Ernährung im Einklang mit Natur und Umwelt (https://www.fr.de/meinung/ernaehrung-im-einklang-mitnatur-und-umwelt-904…)
4.1.2 Vorträge/Veranstaltungen:
16.03.2021: Vortrag: „Cradle to Cradle as an innovation engine for Europe“, Lions Club Tielt, Belgien (virtuell)
22.04.2021: Vortrag: „Cradle to Cradle – Chemie der Zukunft“, 22. Handelsblatt Jahrestagung: Chemie 2021, Düsseldorf (vor Ort, per Video)
07.09.2021: Impuls-Vortrag: Handelskammer Hamburg – Ausschuss für Wirtschaftspolitik, Hamburg (virtuell)
17.09.2021: Vortrag: „Cradle to Cradle: Ausstellungskonzepte für die Zukunft“, Nachhaltig Ausstellen, Deutscher Museumsbund e.V., Berlin (virtuell)
28.10.2021: Impuls-Vortrag: Stammtisch der Baden-Württemberger in Berlin e.V., Berlin
09.12.2021: Vortrag: „A building like a tree”, 2nd International Conference “Circular systems for the built environment: Advanced Technological and Social Solutions for Transitions”, TU Eindhoven, Niederlande (virtuell)
5. Beantwortung von telefonischen und schriftlichen Anfragen
Im Jahr 2021 wurden verschiedene Anfragen von Privatpersonen, Schülerinnen und Schülern, Studierenden, Journalisten, Wissenschaftlern, Organisationen und Unternehmen zu aktuellen Umweltthemen und umweltrelevanten Sachfragen wissenschaftlich bearbeitet. Eine Beantwortung der telefonischen und schriftlichen Anfragen zu aktuellen Umweltthemen gehörte zu den wesentlichen Aufgaben des Hamburger Umweltinstituts. Insbesondere nach den Veröffentlichungen der Pressemitteilungen und der Durchführung der Pressekonferenzen des HUI kam es zu einem enorm erhöhten Anfrageaufkommen und einem breiten öffentlichen und privaten Interesse an der Arbeit des HUI. Bei den angefragten Themen handelte es sich vor allem um Fragen rund um das Thema Mund- und Nasenschutz/Masken, Gefahren und Belastungen in der Landwirtschaft, Umwelt- und Gesundheitsrelevanz von Schadstoff-Rückständen in Textilien und Alltagsprodukten (bspw. Mund- und Nasenschutz) und in Räumen, Arbeitsschutz, etc. sowie um die Möglichkeiten für den Bau schadstofffreier Gebäude und Holzprodukte. Die Anfragen bezogen sich oftmals auf Aktivitäten und Veröffentlichungen zu den Projekten, hierzu richteten
sich auch einige Anfragen an das Museum Zukunft. Zudem gab es Initiativbewerbungen für ein Praktikum beim HUI.